Still ruht der Waldfriedhof am Rand der märkischen Kiefernwälder, und doch war es am 30. April alles andere als still. Zuerst fanden 107 deutsche Kriegstote ihre letzte Ruhe – viele von ihnen Jahrzehnte nach dem Ende der Schlacht von Halbe. Danach, in den Nachmittagsstunden, richteten sich alle Blicke in der Alten Schule auf ein Tuch, das bald fiel und den Blick freigab: eine Büste des Mannes, der mehr als jeder andere mit diesem Ort verbunden ist – Pfarrer Ernst Teichmann.
Geboren 1906 im friesischen Jever, kam er nach dem Krieg nach Halbe, wo er 1983 starb. Seine Lebensleistung ist untrennbar mit der Entstehung und Pflege des Waldfriedhofs verknüpft. Teichmann war für Tausende Trauernde Ansprechpartner und Tröster – ein Brückenbauer zwischen den Lebenden und den Toten, zwischen Geschichte und Gegenwart. Sein Grab liegt nur wenige Schritte entfernt auf dem Gemeindefriedhof.
Dass nun 80 Jahre nach der Schlacht von Halbe sein Konterfei in Gips hier Einzug gehalten hat, ist mehreren engagierten Partnern zu verdanken: dem Rotary Club Chemnitz-Schlossberg, der Raiffeisen Warengesellschaft Köthen-Bernburg, der Dorn + Partner GmbH sowie Heiko Richter aus Halbe. Aus einer Idee nach einem Vortrag über die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde ein gemeinsames Projekt.
Mit unermüdlicher Unterstützung von Rainer Dorn, der alle organisatorischen Fäden zusammenhielt, und in enger Abstimmung mit dem Volksbund konnte der Braunschweiger Bildhauer Hardy Girod ans Werk gehen. Leicht war das nicht: Nur wenige, kleine Fotos und Erinnerungen aus zweiter Hand standen zur Verfügung. Dennoch gelang es Girod, ein Gesicht zu formen, das den Sohn des Pfarrers, Jens Teichmann, berührte – ein kleines, stilles Einverständnis mit der Erinnerung.
Die Schlichtheit des Sockels unterstreicht die Aussage: Hier wird kein Held verehrt, sondern ein Mann geehrt, dessen Leben dem Erinnern galt. Die Arbeit ist nicht abgeschlossen – sie bleibt Prozess, Aufgabe, Verpflichtung. Technisch ist bereits vorgesehen, später auch eine Bronzebüste auf dem Waldfriedhof selbst aufzustellen.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Volksbundes ist Ernst Teichmann nun täglich präsent – nicht nur als Name in Protokollen oder als Foto an der Wand, sondern in Gestalt und Ausdruck. Und so ist diese Büste mehr als ein dekorativer Moment. Sie ist Mahnung und Motivation zugleich, das Werk der Kriegsgräberfürsorge fortzuführen – in Halbe, in Brandenburg und überall dort, wo Krieg Spuren hinterlassen hat.